Der Regen fällt unentwegt

Die Kirschblüten sind nass, der Regen fällt. Kalter Wind zieht durch das Blütendickicht. Gestern noch so schön im Sonnenschein, der Zauber war für einen Moment, es ist scheinbar erst einmal alles wieder vorbei. Die saftigen Straßen geschmückt und geziert, am Wegesrand von Kirschblüten, die blühen an der ganzen Straße entlang. Ein Farbenspiel, das es zu bewundern gilt. Traumhaft schön, wem es erlaubt ist, diesen Anblick zu sehen. Anmutig und fein in cremigen Farben, so zart und weich und duftend herrlich über den Wegesrand. Eine sommerliche Botschaft, die jeden berührt der die Natur mit seinen Facetten liebt.

Das Rauschen der Blätter, die sich in einem lauen Sommerwind drehen. Harmonisch im Einklang durch die Sonnenstrahlen gleitend, keiner Schmach sich hinzugeben, sondern zu Tanzen im blauen Hintergrund, alles so faszinierend und schön. So lebhaft und schön, keine tristen Äste, die alleine im Kahlen stehen. Bäume, die man schnell übersieht oder nicht sehen will. Viel mehr ist die Allee voll ausgeschmückt, als Eingang von einem Zirkuszelt das im Freien steht. Der Teppich, der dorthin führt, ist mit fallenden Kirschblättern besät.

Königlich der Zugang zum herrlichen Sommerspiel, doch nur für den einen Tag. Heute sieht es wieder ganz anders aus. Graupel und Schauer sind der Tageslohn für das Wetter, das uns umgibt. Zu schön war das frühe Festspiel, das man gesehen hat. Es ist eben April, der macht, was er will. Aber auch das gehört zu einem Jahresspiel. Darum genieße ich jeden Moment, der so intensiv innehält. Wer weiß, wann der nächste Moment in dieser Schönheit mich ereilt.

Die Robe fällt

Das Gesicht zur Hälfte verdeckt, die Robe getragen als Gewand, großzügig anliegend, weit gefallen bis zum Boden hin. Nur noch ein Spalt, der dazwischen liegt. Die Arme in den Ärmeln versteckt, das Haupthaar liegt über einem Auge, verdeckt die Stirn und Teile vom Gesicht. Die Dunkelheit liegt noch in den Straßen, wenig Menschen sind im Moment zu sehen. Vereinzelt wandern sie über die Straßen, niemand scheint sich zu kennen. Keiner irrt umher, vielmehr weiß jeder, wohin er will. Das einzige Licht, das auf die Straßen fällt, ist das noch helle Mondlicht, das sich auf dem feuchten Boden in den Pfützen leicht hell widerspiegelt.

Die ersten Geschäfte werden betreten, das Tagesgeschäft in den Gang gebracht. Die dunklen Wolken lösen sich, mit langsamen Schritten, brennt auch hier und dort das erste Licht. Die Waren in die Schaufenster gestellt. Die ersten Gerüche ziehen durch die Luft, von frischen Gebäcken aus den Stuben. Die schon früh in den Morgenstunden ihre Backwaren in die heißen Öfen zum Backen gelegt haben. Das Obst und Gemüse, vom Großmarkt einer riesigen Halle in kleine Transporter verpackt und inmitten der Stadt gebracht. Um auch an diesen Morgen auf nichts verzichten zu müssen, es genießen zu können.

Der frisch gepresste Orangensaft für den Gesundheitsbewussten, der Kaffee am Morgen für den Geschäftsmann, der mit klarem Verstand auf den Erfolg seines ersten Meetings hofft. Der Student, der mit dem Croissant in der Hand auf den Weg zur Uni ist. Die Stadt beginnt zu leben, jeden Moment kommt jemand hinzu, füllt das Gesamtbild, ein spannender Moment. Vorbei die Ruhe in der Dunkelheit am frühen Morgen. Die schützende Robe fällt, ein sommerliches Gewand entpuppt sich, lag verborgen unter dem nächtlichen Gewand. Bereit für den Tag und den ersten Sonnenstrahlen entgegen.

Die Frisur wird nun auch wieder elegant nach hinten getragen, hängt nicht mehr im Gesicht. Das Lächeln wird gezeigt, strahlt über alles hinweg. Ein aufrechter Gang, der nur so vor Selbstbewusstsein strotzt. Ein schöner Morgen, der so ruhig begann. Von den ersten Eindrücken bis hin zum Tagesgeschäft. Die Inspirationen und Gedanken, die fortan getragen etwas ganz Besonderes sind. Ein Schauspiel, das seines gleichen sucht. Ein schöner Moment, vielleicht sollte jeder einmal in den frühen Morgenstunden. Mit verdeckten Gesicht und einer Robe als Gewand, die Schauspiele betrachten und dabei genießen, was man sieht. Einem wie in einem Theaterstück dargeboten wird.

Wenn der Vorhang fällt

Auf der Bühne gehen die Lichter aus, es war das letzte Stück. Das Publikum begeistert, meisterlich inszeniert. Es gab keinerlei Zweifel, das, was sie sahen, war echt. So echt, wie der Glaube, den man in den Händen hält. Das Glück, auf das man hofft, wenn man in einer Verzweiflung steckt. Den Wunsch nach Freiheit, wenn man in einem Käfig sitzt. Alles erscheint in einem Spiel so greifbar nah, als würde es einem serviert. Die Wahrheit doch oft im Verborgenen liegt. Nichts wird einem geschenkt. Es viel wichtiger ist, selbst den ersten Schritt zu gehen, seinem Ziel entgegen. Zu seinem eigenen Stück.

Die eigene Bühne, die darauf wartend erpicht, dass die Rollen bestückt eine wundervolle Geschichte erzählen wird. Serviert in mehreren Gängen, nicht an einem Stück. Ein mehr gängiges Menü und zwischen den Speisen ein Kunststück, eine Bewunderung, ein Zauber, der in der Luft liegt. Vieles ist nur Illusion, es wirkt aber echt. Weil wir tief diesen Wunsch in uns hegen, dass wir etwas besonders sind, bevor der Vorhang fällt.

Spielend auf den verschiedenen Bühnen der Stadt, Maske auf, ein neues Publikum ist erwacht. Aus dem Alltag heraus etwas Neues zu sehen. Altes abgetan, keiner wird es verstehen, warum man sich daran schon sattgesehen hat. Der Appetit ist unentwegt, kalt serviert, im Funkeln der Lichter in der Nacht. Die Bühne ist nun meine Welt, in der das Licht neu verrückt, ein anderes Bild ergibt. Alles neu positioniert, es passiert gerade im Moment. Schön, wenn ihr dabei seid, ich hoffe, ihr habt reserviert.