Netzgeflecht

Das Garn ist gespannt, die Spindel dreht sich in gleichmäßiger Geschwindigkeit. Die Gedankenwolle ist aufgesetzt und positioniert. Der bauschige Ballen wartet darauf, einen Griff in sein Inneres zu spüren, die einzelnen Ideen und Gedanken zaghaft zur Spindel zu führen. Der dicke Bausch wird nun in eine Richtung geführt, in alle Richtungen gedreht und zu einer endlosen Geschichte gespannt, die das Leben erzählt. Die einzelnen Fragmente in der Hand, ein spannender Moment. Es ist genügend Garn da, die Geschichte nicht so schnell ihr Ende finden wird.

Die Spindel dreht und dreht sich, das wirre Geflecht nun einen Faden ergibt, der durch das Leben führt. Emotionen empfunden, Liebe geschenkt, vielen Menschen begegnet, das Leben in all seinen Facetten gelebt. Alles zieht dabei ruhig durch die Hand, dreht sich noch einmal im Kopf, die Erinnerungen machen sich im Verstand breit. Das Garn, das durch die Hände zieht. Am Ende der Spindel sammelt sich alles in Reih und Glied zu einer Rolle zusammen. Die Rolle, die von Anfang an mein Leben spann.

Das gesponnene Garn ist nun bereit, Teil eines anderen Leben zu sein. Vielleicht als Kleid, das man tragen wird, oder als Hemd, wie nah und warm, ist noch unbestimmt. Die Erfahrungen, die zuteil geworden sind, das Garn weiter spinnen wird. Vielleicht wird er auch gemischt, sind fortab miteinander vereint, tragen unsere Geschichten zu zweit. Nah aneinander in einem Geflecht, als Schutz getragen, für die gemeinsame Zukunft bereit. Es ist ein faszinierendes Gefühl, wenn man selbst ein Teil dieses Geflechtes ist.

Wasser

Die Welt bereist, durch Länder geflossen. Zum Himmel hinaufgestiegen, zu Boden gefallen und Leben geschenkt. Im Kreislauf sich drehend, jede Form erlebt, vieles dabei gesehen, wie das Leben wirklich ist. Viele genährt, mit anderen geflogen, in Meeren verweilt, durch heftige Schauer wieder das Land erklimmt. Aufgesogen von Mutter Erde wie ein Schwamm, die Risse in ihr geflickt. Neues Leben dabei entsteht. Es sprießt dabei aus dem Boden, als wenn es kein Morgen mehr gibt. In den Tiefen verborgen, ein dickes Wurzelgeflecht. Alles ist miteinander verbunden, das Leben nicht alleine steht.

Versickert, genährt und neu geboren. Mit dem Grundwasser vereint, ein neuer Abschnitt beginnt. Es ist ein neuer Moment geboren, deren Ziel noch ungewiss ist. Vielleicht werde ich durch die Hitze aufgesogen, fliege hoch in das Himmelszelt. Oder reise durch Bäche, Flüsse und Seen. Bis das Meer wieder meine Heimat ist. Eines jedoch ist gewiss, wo ich auch bin, ist mein Dasein, ein wichtiges Lebenselixier. Von allen geschätzt, das Überleben für andere meine Aufgabe ist. Wo ich auch bin, passe ich mich an, forme mich selbst zu den Lebensbedingungen hin.

Bin ein Künstler und schmiege mich an, glänze im Sonnenlicht, lösche den Durst, der aus dir spricht. Lege mich um dich herum, umschließe dich weich. Fließe hart und fest, wenn ich mich durch massive Felsspalten dräng. Türme mich auf, wenn der Mond mit mir spricht. Reiße alle mit, wenn der Sturm mich reizt. Liege samt und weich, wenn es nach Ruhe und Stille verlangt. Bin ein Abenteurer und auf alles gefasst, inne tragend die wildesten Geschichten in mir. Wie jeder Seemann weiß. Ohne mich geht es nicht, das Leben und das Ende, so nah beieinander liegen.

Schauspieler

Das Drehbuch ist noch unbekannt, die Rollen werden erst verteilt. Die Szene beginnt, alle sind gespannt, was diese Folge bringen wird. Ein neues Format wird gestellt, es ist nicht hervorzusehen, was passieren wird. Es gibt nur Hauptrollen, keiner ist Statist. Jeder selbst ist sein wichtigster Akteur. Die Rolle beginnt, für jeden gleich, alle starten von Anfang an. Von wo aus deine Sicht beginnt, entscheidest du selbst. Alles kann passieren, nichts ist geplant. Spontanität und Realismus für alle die Regie übernehmen wird.

Die Spannung steigt, was ist der richtige Blick. Der Start und die Sicht, die mich am meisten faszinieren wird. Was ist der größte Reiz, der mir verspricht, einen unvergesslichen Weg zu gehen. Begleitend meinem persönlichen Helden, zur Seite stehend, mit ihm erlebend. Das wahre Leben zeigt, wie verrückt und skurril das alles ist. Jeder der Akteure es anderes wahrnehmen wird. Je nachdem, wie sehr man in die aktuelle Situation involviert ist. Die Spannung ist groß, was wohl mir als Begleiter alles widerfahren wird.

Wechsle ich den Blick oder begleite ich meinen Akteur über die ganze Zeit hinweg. Ist mir diese Charaktere genug oder ist die Neugier größer als mir lieb. Was würde ich verpassen aus deren anderen Sichten. Blicke, die versteckt geblieben, für mich unentdeckt. Es ist ein faszinierendes Spiel auf dem Brett der Leidenschaft. Mit Gefühlen gespickt, Emotionen, die in die Irre führen. Das wahre Leben, gespielt von so vielen Akteuren wie uns in der Situation lieb.

Mumm

Wenn einem alles unmöglich erscheint, die Welt sich schneller dreht, als man das will. Die Zeit zu schnell verrinnt, der Druck sich erhöht und man sich selbst in eine aussichtslose Schlacht begibt, in der es sich zeigen wird, wer zu den wahren Führern und Siegern zählt. Die Herausforderung in uns lebt, der Mumm, der in uns steckt. Der Wille, auch diese Ziele zu schaffen, schneller als man denkt. Sind auch diese Hürden mit einem Sprung zu nehmen, ohne dabei das Gleichgewicht zu verlieren. Wie wir die Ziele sehen, schaffen wir selbst, manchmal hilft es auch, einfach den Kopf zu neigen, ein wenig zu drehen.

Jetzt sieht alles etwas anders aus, nicht mehr wie eine Gerade, die man nicht bezwingen kann. Vielmehr sieht derselbe Weg nun aus, als wäre es ein Steg und unser Ziel nur ein Fingerbreit entfernt. Wie leicht es doch ist, seine Gedanken zu drehen. Die Wege, die vor uns stehen, mit einer anderen Perspektive zu sehen. Interessanter Augenblick, die Aufgaben anders zu sehen. Vieles auf einmal sehr viel leichter erscheint, nichts hat sich dabei geändert. Nur unsere innere Einstellung und der Glaube an unsere eigenen Fähigkeiten. Wir haben uns selbst damit gestärkt.

Mumm ein guter Beweggrund ist auf all unseren Wegen, mit Ängsten und Unsicherheit oft ein erster Schritt beginnt. Die Schritte werden auf das Ziel hin gesehen immer fester, der Gang dorthin in aufrechter Position zu gehen. Alles beginnt mit einem ersten Schritt in die Richtung unseres Glücks. Bereit dafür zu sein, auch einmal den Kopf zu drehen. Durch starken Willen und der Überzeugung im Nacken, die selbst erdachten Grenzen nur noch als Schatten wahrzunehmen.

Tastenschlag

Die Finger senken sich auf und ab, die Ellenbogen sind gewinkelt. Der gedankliche Blick wandert ziellos umher. In einem Meer an Gedanken, Wellen schlagen auf, werden immer größer. Tosendes Gewässer, die Gischt peitscht einem durch das Gesicht. Doch ist man kein Kapitän in diesem Augenblick. Kein Steuer in der Hand, versucht nur gegen die Wellen zu bestehen. Der Himmel ist verdeckt, die Nacht um einen herum ist tief und schwarz. Wer hätte es gedacht, das Verlassen auf einem Meer tief in der Nacht. Die innerlichen Stürme entfacht, der Drang nach Freiheit schreit und das auf dem offenen Meer, kein Land ist zu sehen.

Die Nacht wieder geht, die Stürme mit ihnen schwinden. Der Blick in die Ferne streift auf der Suche nach der Möve. Als Zeichen dafür steht, dass das Festland nicht mehr weit von einem ist. Bald nur noch einen Schritt davon entfernt, bis man wieder auf festen Boden steht. Mit beiden Beinen fest auf dem Land. Die neue Freiheit um mich herum, ein Neubeginn. So viel Zeit ist vergangen, zu lange auf offener See getrieben. Haltlos, kein Festland gab es am Horizont zu sehen. Nicht einmal ein Inselblick. Keine Vögel, die um einen kreisten, nur die Hoffnung blieb.

Die Reise ist fast geschafft, in der Ferne ist ein Land zu sehen. Ein Lichtblick in den Fängen der Sonnenstrahlen, die auf das Land scheinen. Es ist so farbenfroh und schön, so viel Energie und Freude darin steckt. Die Distanz sich weiterhin verringern wird. Das Lot in der Hand zeigt, dass das Wasser um einen herum immer seichter wird, nicht mehr bis zum Halse steht. Alle Kräfte werden noch einmal zusammengerafft, neu aufgestellt, gefestigt und geballt. Als Fels in der Brandung, bald ist es geschafft. Dass die Sonne wieder mit einem Lachen für einen aufgeht.