Tigerauge

Die Streifen im Fell gezeichnet am ganzen Körper entlang, getarnt in der Umgebung, alles um dich herum vereint sich in deinem Gewand. Schwer zu erblicken, wenn du dich versteckst, dich vorbereitest für die Jagt. Ein Schleichen, ein Streichen durch die hohen Gräser. Immer wieder ein geschärfter Blick auf die Opfergaben, die du als solche siehst. Die Schritte im Gras sind gebückt, der Kopf ist dabei geneigt. Alle Sinne sind auf die Jagd konzentriert, alles wird intensiv wahrgenommen, was um dich herum passiert.

Noch stehen sie ruhig an ihren Futterplätzen, laben sich an den Wassertümpeln. Keiner der Tiere hat den Jäger in den Gräsern bemerkt. Der scharfe Blick, der seine Opfer beinahe durchbohrt. Die Angst jedoch ist gewiss, im Hinterkopf bleibt der Gedanke bei jedem dieser Tiere manifestiert. Dass aus dem Nichts die Gefahr auf sie springt, das große Ungetüm hinterherrennt und zu jagen beginnt. Ein Lauf, der als Einsatz das Weiterleben trägt, es geht um alles in diesem Moment. Doch jetzt wird die Sonne genossen, die letzten frischen Gräser verspeist, die lauernde Gefahr beinahe vergessen.

Doch das Tigerauge ist nicht zum Ruhen da, der Blick schweift über die kranken und schwachen, deren letztes Stündlein schlagen soll. Was nur ist die einfachste Beute auf diesem Opfertablett. Es ist gedeckt, das auserwählte Opfer im Blick. Die Umgebung wird noch einmal erblickt, das Opfer fokussiert. Der Schleichgang setzt sich fort, in die Richtung, das als Mittagstisch begehrt. Das Tigerauge visiert, jetzt ist kein Entkommen mehr.

Ein Sprung aus dem Nichts, der Körper richtet sich stark und schnell aus den vielen Gräsern. Die Pranken groß und schnell in Richtung des Opfers, die Krallen ausgefahren, alles geht blitzschnell. Doch wird bei der Jagd auch nichts geschenkt, das Opfer erschrickt in diesem Moment und reagiert blitzschnell, der Todeslauf beginnt. Ein Hin und Her, ein Auf und Ab. Nichts bleibt unversucht dem Schicksal zu entkommen. Der Tiger im Nacken weicht keinen Meter von dannen, bei jedem Schritt das Opfer im Visier.

Das Opfer, das schon etwas angeschlagen war und schwach. Findet keinen Ausweg mehr aus dieser Lage, die Kräfte lassen nach, das Rennen ums Leben macht keinen Sinn mehr. Der Tiger gibt nicht auf und schlägt, da er nah genug am Opfer ist, seine Pranke in den Leib, das Opfer fällt. Die trockene Erde wirbelt auf und das Opfer fällt, das Davonrennen hat ein Ende. Mit letzter Kraft wird versucht, sich von den Pranken zu lösen, doch sind sie zu tief im Leibe verankert und tief im Fleische begraben. Es ist zu spät.