Töne

Töne, die es binnen weniger Minuten schaffen, uns aus der Reserve zu locken. Hingabe und Demut zu fordern. Ihren uneingeschränkten Tribut zu zollen, sie die Schlüssel tragen, in ihrem Notendickicht. Der Notenwald, der uns leben lässt, dennoch verlaufen wir uns kaum, emotionale Wegweiser richten uns den lichten Weg. Wir gleiten dahin, lassen uns fallen. Den Klangintervallen auf eine besondere Reise hin. Schwebend gleiten wir auf und ab, mal mit Schwung, mal mit einer Pause bedacht. Ein Zucken durchfliegt einzelne Glieder. Bewegen sich fast von allein.

Jeder Atemzug wird intensiver, der Körper ist in Wallung gebracht. Fantasien kreisen um uns umher, sind selbst ein Illusionist, ein Peter Pan der Moderne. Der sich hingebungsvoll seinen Träumen widmet, mit ihnen lebt. Die Realität für einen Moment verbiegt. Frohsinn beflügelt unser Gemüt, so greifbar nahe wie die Trauer, wenn uns die Töne berühren. Welche Stimmung in uns herrscht, entscheidet das Gewicht in dem Moment, als wir es auf die Waage legend die Freiheit geschenkt. Jede Richtung ein wichtiges Element in uns trägt.

Durch Melodien erfahren wir uns selbst, spüren die zu tiefst verborgene Regionen, die sonst nur verstimmt in uns sind. Zu viel um uns herum, als das sie auf der Bühne stehen, im Rampenlicht, für jeden zu sehen. Wie schön doch Melodien sind, die gemeinsam erlebt, viel Erinnerung in sich tragend, immer wieder ein Erlebnis in die Gegenwart setzt. Eine kurze Zeitreise, die in uns schwebt, für einen kleinen Moment wieder an unserem Ort. Das Ereignis, der Moment, der in uns tief getragen, wieder zum Vorschein kommt.

Am meisten bewegt und fasziniert mich dabei, dass in jeder noch so versteckten Region auf dieser Welt Melodien ihren Anklang finden, sich vereinen. Die Menschen begleiten, Geschichten erzählen und vieles bewegen. Keine Klänge gehen dabei verloren, werden gesungen, getanzt und in die Welt getragen. Und jeden Tag werden neue geboren.